Archivo mensual: octubre 2022

Hermeneutik des eigenen Lebens

Manchmal habe ich das Gefühl, dass alles, worüber ich nachdenke, einfach aufgeschrieben werden könnte, indem ich Bruchstücke und Zitate aus dem nehme, was andere zuvor auf andere Weise gesagt oder geschrieben haben.

Es ist, als wäre ich eine künstliche Intelligenz, die automatisch darauf programmiert ist, verschiedene Quellen in das zusammenhängende Durcheinander meiner Gedanken zu kopieren, einzufügen und neu zu organisieren.

Daher sind die Texte, mit denen ich mein Leben erzähle, keine Originale, sondern ein Sammelsurium von Erfahrungen, die andere schon ausführlicher erlebt haben als ich. Nichts was ich geschrieben habe ist eine Aufdeckung von Plagiat.

Die Texte, die man liest, auch wenn sie nicht noch einmal gelesen werden, sie verändern unser Weltanschauung und beeinflussen uns wie wir spätere Erfahrungen lesen und sie in unserem Kopf schreiben. Irgendwie heisst Leben, Texten zu interpretieren und ihren Author zu vergessen. Plagiat.

Jemand, den ich gelesen habe, muss schon etwas Änliches schrieben, genauer und besser geschrieben als das, was ich denke und gedacht habe. Begehe ich einem Plagiat, weil ich einigen Autoren vor mir nicht zugeschreibe, unabhängig davon, ob ich die gelesen habe oder nicht.

Daher sind die Texte, mit denen ich mein Leben erzähle, keine Originale, sondern ein Sammelsurium von Erfahrungen, die andere schon ausführlicher erlebt haben als ich.

Es fühlt sich so eingeschränkt an, nicht erzählen zu können, was ich erlebt, gefühlt, gelesen, gedacht, geschrieben oder erlebt habe, dass ich mit dem wenigen Wortschatz, den ich habe, im allgemeinen Schema dessen bleibe, was ich halb erinnern und halb sagen kann.

Bitte verlieren Sie nicht die Anführungszeichen oder Scholien zu einem impliziten Text aus den Augen, die ich zu einigermaßen verständlichen Sätzen zusammensetzen kann.  Ich plagiiere immer versehentlich.

Das ist kein „Humblebragging» —wie ich in einer Streaming-Show gehört habe—, aber meine Wahrheit oder was ich gerade glaube, meine Wahrheit zu sein.

In meiner Muttersprache vermeide ich seit geraumer Zeit genau das: das Schreiben in der ersten Person.

«Escribir es la única manera de distanciarse del siglo en el que le cupo a uno nacer.» — NGD (Auf Deutsch: Schreiben ist die einzige Möglichkeit, sich von dem Jahrhundert zu distanzieren, in dem man geboren wurde.) ( http://don-colacho.blogspot.com/2011/03/2988.html?m=1 )

Ich schreibe jetzt, um denken zu können. Ich schreibe im Moment auf Deutsch, um in einer anderen Sprache denken zu können, sowie um die nötige Distanz zu gewinnen, um immer mehr mit der Klarheit zu sehen, die mir fehlt, (((weil))) ich so in meinem Kopf feststecke.  Ich schreibe in der ersten Person, um mein Leben mit den Augen der Figur sehen zu können, die dieses Spiel für mich spielt.

Mit den Augen des Charakters dieses Spiels —der dieses interpretatives Spiel für mich spielt— sehe ich, was ich von meinem Leben gemacht habe und ein paar Lektionen in den letzten Monaten gelernt habe:

  1. Man muss sich nicht mit niemandem vergleichen,denn tatsächlich wird jeder unter anderen Bedingungen geboren und eine absolute Gleichheit ist unmöglich.
  2. Wir lesen uns selbst so, wie wir es verdienen, gelesen zu werden.
  3. «If you’re watching, it’s for you» (Alone aka The Last Psychiatrist: https://thelastpsychiatrist.com/2008/08/if_youre_watching_its_for_you.html ): Wenn Sie zusehen, ist es für Sie.
  4. Vedremo le stesse cose insieme, se leggiamo gli stessi testi: Wir werden gemeinsam die gleichen Dinge sehen, wenn wir die gleichen Texte lesen.
  5. Die teuersten Texte sind die, die wir halb gelesen haben. Es gibt keine teurere Stilkorrektur als die kostenlose. 
  6. Die offizielle Geschichte des Staates erzeugt ein illegales Deutungsmonopol. Der Staat generiert keine Texte, er entfernt sie nur von einigen, um die Stimmen anderer zu kaufen. Zensur erzeugt Verzerrungen auf dem Textmarkt.
  7. Wir sind dafür verantwortlich, unsere Texte so zu bearbeiten, wie wir sind, und die Konsequenzen unserer Entscheidungen zu tragen. 
  8. Wir sind dafür verantwortlich, das zu tun, was wir können, mit dem, was wir sind, und die Konsequenzen unserer Entscheidungen zu tragen.
  9. Wenn wir unseren Text nicht entsprechend unserer Identität korrigieren, müssen wir die Konsequenzen ziehen und weitermachen, denn Weinen ist Zeitverschwendung und das Leben ist kurz.
  10. Wir verdienen unsere eigenen Missverständnisse. Das bedeutet, dass es unsere Verantwortung ist, uns klarer zu kommunizieren, wenn die Leute uns nicht verstehen. Das ist keine Entschuldigung dafür, jemandem die Schuld zu geben, sondern als Ansporn, sich zu verbessern, ohne sich darüber beschweren zu müssen, dass die Reichen, die Regierung, die Eltern für unser Schicksal verantwortlich sind.

Das Leben präsentiert mir eine Erzählung, dass ich in den Text meiner Erfahrungen, Gedanken und Gefühle aufzunehme. Niemand kann den eigenen Lebenstext interpretieren, ohne diesen Interpretationsrahmen zu berücksichtigen. Alles, was ich tue, fühle, denke, erinnere, spreche und schreibe, ist von früheren Interpretationen inspiriert. Gleichzeitig verändern diese Interpretationen meine Erfahrungen, meine eigenen inneren Erzählungen, meine eigenen Träume und zukünftigen Interpretationen der Tatsachen meines eigenen Lebens. Wie auch immer, die Interpretation und ständige Bearbeitung meines Lebenstextes ist keine passive Erfahrung, sondern eine aktive Handlung, die nicht dem Schicksal oder äußeren Kräften überlassen werden darf.

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Wiederkehr ohne Rückkehr

«Das Leben ist die ewige Wiederkehr des Immergleichen» – Friedrich Nietzsche

«Même si rien ne change, si je change tout change.» – Marcel Proust

— Wenn du heute im Lotto gewinnen würdest, was würdest du mit dem Rest deines Lebens machen? – fragte Eris mich.

— Es gibt einige Fragen, die wir uns besser nicht stellen sollten, wenn wir high mit Rosin sind, oder wir könnten einen schlechten Trip haben – murmelte ich.

— Welche 3 Dinge möchtest du wirklich im Leben erreichen? – Sie bestand darauf, während sie ihre Frage umformulierte.

— Ich weiß es nicht mehr. Früher war ich mir so sicher, dass ich viele Sprachen lernen wollte, um viele schöne Frauen zu treffen, zu verführen und zu ficken, während ich um die Welt bereiste. — fauchte ich sauer zurück.

Sie hörte schweigend zu. 

Meine Wut richtet sich nicht gegen sie, sondern gegen mich selbst, weil ich nicht der Mann werden konnte, der ich sein wollte. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich jetzt ein Schatten meines früheren Ichs bin und das spiegelt sich in der Frau wider, mit der ich jetzt zusammen bin.

Ich sollte ein besserer Mann mit einer erfüllenden Karriere, mehr Geld und unglaublichen Auslandserfahrungen werden. Allerdings fühle ich mich in dem Job festgefahren, von dem ich mir anfangs sagte, dass er nur „vorübergehend“ sei. Ich miete eine Wohnung in dem Land, von dem ich früher sagte, dass ich niemals zurückkehren würde, wenn ich nicht tot wäre. Kein Eigentum, kein echtes Erbe: Fünf Katzen, keine Kinder. 

— Bist du sicher, dass du sie behalten möchtest? – Eris möchte bestätigen, ob ich mich weiterhin um die Fiu-Fiu-Drillinge kümmern möchte, aber zwischen den Zeilen steht das eigentlich Gemeinte, die nicht ausgesprochene Frage: «Bist du sicher, dass du bei mir bleiben willst?».

Ist sie die Frau meines Lebens? Ist sie die beste Frau, die ich je getroffen habe? Was für ein Mann bin ich, um eine Frau wie sie zu verdienen? Welche Art von Frau würde einen Mann wie mich lieben?

Es ist nicht das erste Mal, dass ich mir diesen wiederkehrenden Fragen stelle. Die Zweifel folgen mir, wohin ich auch gehe, egal wenn es mit unseren Partnerschaft gut läuft und noch nach Monaten herrscht Harmonie wie am ersten Tag. Eris macht mich relativ glücklich: ich fühle mich wohl und kann nicht genug von ihr bekommen. Doch mit der Entdeckung erster Macken und Streitigkeiten schleichen mich Zweifel an unserer Beziehung ein.

— Ja, natürlich. Ich möchte mich zweifeloss für immer um sie kummern.

Mit niemandem kann ich darüber reden. Schreiben ist meine einzige Möglichkeit, diese Zweifel loszulassen. Die stärkste Beziehung, die man jemals haben wird, ist seine Beziehung zu sich selbst. Menschen mögen Menschen, die sich selbst mögen. Vielleicht muss ich klaglos hinnehmen und zurechkommen, womit ich vom Leben kriege. Amor fati.

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Die Katze sind unsere beste Freunde in den schlaflosen Nächte

Die Katze sind unsere beste Freunde in den schlaflosen Nächte. Wo ist die schere, wenn man sie sucht, um das Six Pack zu öffnen? Es spielt keine Rolle mehr, denn ich habe es einfach mit einem Messer geöffnet.

Katara liegt auf dem Stuhl, während Kismet mit einer Plastiktüte um sie spielt. Katara sieht mir immer noch in die Augen. Beide sind meine Eskorte in der Dunkelheit.

Eris und ich haben uns oft bis spät in die Nacht unterhalten. Jetzt schläft sie genau wie die Fiu-Fiu-Fiu-Drillinge und ich kann nur ihre Schlaflosigkeit vermissen. Wenigstens tausch sie mich nicht gegen ein bisschen Schlaf aus.

Katara und Kismet um mich herum lassen mich denken und schreiben, dass ich ein Mensch «von ruhiger, betrachtender Lebensart» sein kann. Auf diese Weise wirken Katara und Kismet wie der Rausch der Zigarette, die in meiner Hand brennt, bis sie in der Stille verschwindet.

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